Dienstag, 29. März 2016

Kardinal Müller zur erwarteten postsynodalen Exhortation

Sandro Magister kommentiert bei www.chiesa das Interviewbuch von Kardinal Müller zu den kontroversen Fragen der Synode und der postsynodalen Zeit.
Hier geht´s zum Original: klicken

                      "WIE KARDINAL MÜLLER DEN PAPST NEU LIEST"
"Eine Punkt für Punkt -Exegese des Präfekten der Glaubenskongregation zu den Worten von Papst Franziskus, die am meisten zu Fehlinterpretationen einladen.
Homosexualität, Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen, Luther, Frauenpriestertum, Zölibat des Klerus.

Die Erwartungen der apostolischen Exhortation, in der Papst Franziskus die zweifache Familien- Synode zusammenfassen wird, werden von Tag zu Tag fieberhafter.

Und bis zur Veröffentlichung werden die Erwartungen an das päpstliche Dokument in das Denken der entsprechenden Fronten eingereiht und nehmen jetzt schon die Teilung vorweg, die nach der Veröffentlichung explodieren wird.

Auf der einen Seite ist der triumphierende Walter Kasper, der Anführer der Reformer, nach dessen Meinung die Exhortation "der erste Schritt einer Reform sein wird, die die Kirche nach 1700 Jahren eine Seite umblättern läßt" (wahrscheinlich eine Bezugnahme auf das Konzil von Nicäa 325, wo Kanon 8, in einer sehr kühnen Exegese die Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen zuließ).

Während an der gegenüber stehenden Front z.B. Erzbischof Gänswein steht, Präfekt des Päpstlichen Hauses und Sekretär des Papa emeritus Benedikt XVI - nach dessen Meinung die Exhortation dagegen das enthalte, "was das Lehramt der Kirche immer gesagt hat- ohne Abweichungen von der Doktrin oder der pastoralen Praxis."


Weitverbreitete Ansicht ist, daß beide Seiten Recht haben, wenn man die unüberwindliche Zweideutigkeit betrachtet, die die Äußerungen von Papst Franziskus charakter
isieren. Weil es leicht vorherzusehen ist, daß jemand in der Lage sein wird in den 200 Seiten des Dokuments das auszugraben, was ihm am besten gefällt und dann entsprechend zu handeln.

Der Entwurf der Exhortation ist auch der Prüfung der Glaubenskongregation unterzogen worden- die ihn nach durchgesickerten Meldungen mit einer Anzahl von Änderungsvorschlägen an den Papst zurück schickte.
Es ist nicht bekannt, ob und bis zu welchem Grad Franziskus sich die Bemerkungen zu  Herzen genommen hat.
Was jedoch bekannt ist, ist das Denken des Präfekten der Glaubenskongregation auf diesem Gebiet.
Der deutsche Kardinal G. Müller ist auch einer der 13 Kardinäle, die zu Beginn der letzten Synode den Papst in einem Brief vor der Gefahr "vorbestimmter Ergebnisse bei wichtigen kontroversen Fragen- im Bruch mit der Tradition-besonders zur Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen, warnten,

Und jetzt ist Kardinal Müller- gerade wo die Veröffentlichung der Exhortation kurz bevor steht- wieder an die Öffentlichkeit getreten- mit einem umfassenden Interview in Buchformat nicht nur zur Familie sondern auch zu anderen brennenden Fragen.
Das Buch wurde vor Kurzem in Spanien veröffentlicht-und wir bald in anderen Ländern zur Verfügung stehen. "Informe sobre la esperanza"




Der Titel des Buches zitiert den Titel eines Interviews, das der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal J. Ratzinger 1985 gab und das schlagartig in der ganzen Welt bekannt wurde "Bericht über den Glauben".
Müller hat in Ratzinger nicht nur seinen Lehrer und folgte ihm auf den selben Posten, sondern er ist auch derjenige, dem der emeritierte Papst  die Veröffentlichung seines theologischen Gesamtwerkes anvertraut hat.

Hier sind 5 Ausschnitte aus dem Buch zu genau so vielen kontroversen Fragen:

Aus "Informe sobre la esperanza"
von Gerhard K. Müller

"WHO AM I TO JUDGE?"
"Gerade die, die bisher der Lehre der Kirche keinen Respekt entgegengebracht haben, benutzen einen isolierten, aus dem Zusammenhang gerissenen Satz des Hl.Vaters "Who am I to judge?" um verdrehte Ideen zur Sexualmoral zu präsentieren, die sie mit einer vermeintlichen Interpretation der diesbezüglichen "authentischen" Gedanken des Papstes bekräftigen.

Die Frage der Homosexualität,Ausgangspunkt der Frage, die dem Hl. Vater gestellt wurde, ist schon in der Bibel präsent, sowohl im Alten Testament (Gen19; Dt 23,18; Lev 18,22; 20,13) und in den Briefen des Hl.Paulus (Röm, 1,26 ; Cor 6,9) und wird als theologische Frage behandelt, auch wennes um die Charakteristika ihres inhärenten historischen Charakters als Göttliche Offenbarung geht.

Man kann der Hl.Schrift entnehmen daß homosexuelle Handlungen innerlich falsch sind, weil sie nicht aus der Anziehung einer sexuellen Komplementarität hervorgeht. Das ist eine sehr komplexe Frage, wegen der zahlreichen Implikationen, die sich in den letzten Jahren ergeben haben.
Auf jeden Fall kann die anthropologische Konzeption aus der Bibel entnommen werden, die einigen unausweichliche moralische Anforderungen stellt, und gleichzeitig sorgfältige Respektierung der homosexuellen Person.
Diese Personen sind zur Keuschheit und zur christlichen Perfektion durch Selbstbeherrschung aufgerufen und sie erleben manchmal durch die Unterhaltung einer "desinteressierten" Freundschaft etwas, was für die meisten von ihnen eine wahre Prüfung darstellt.
Sie müssen mit Respekt, Mitfühlen und Sensibilität angenommen werden. Jedes Zeichen einer ungerechten Diskriminierung sollte vermieden werden (Katechismus der Katholischen Kirche2357-2359).

Nichtsdestoweniger -zusätzlich dazu den genannten Satz aus dem Zusammenhang gerissen zu haben, der als Zeichen des Respektes für die Würde der Person gesprochen wurde, scheint es klar ersichtlich, daß die Kirche mit ihrem Lehramt die Fähigkeit hat, die Moralität bestimmter Situationen zu beurteilen. Das ist ohne jede Frage eine Wahrheit: Gott ist der einzige Richter, der uns am Ende richten wird, und der Papst und die Bischöfe haben die Pflicht, die offenbarten Kriterien für dieses Letze Gericht, das bereits heute in unserem moralischen Gewissen vorausgenommen wird, zu präsentieren.

Die Kirche hat immer gesagt: "das ist richtig" und "das ist falsch" und keiner kann die Gebote,die Seligpreisungen, die Ratschläge nach seinen eigenen Kriterien oder seinen eigenen Bedürfnissen auf subjektive Weise interpretieren, so als sei Gott nur ein....seiner eigenen Unabhängigkeit. Die
Beziehung zwischen dem persönlichen Gewissen und Gott ist konkret und real, erleuchtet durch das Lehramt der Kirche, hat die Kirche das Recht und die Pflicht zu erklären, daß eine Lehre fasch ist, genau weil so eine Doktrin die einfachen Menschen vom Pfad, der zu Gott führt, abweichen läßt.

Beginnend mit der Französischen Revolution  und den ihr folgenden liberalen Regimes und den totalitären Systemen des 20. Jahrhunderts war das Hauptziel der Angriffe immer die Christliche Vision der menschlichen Existenz und ihrer Bestimmung.

Als ihr Widerstand nicht überwunden werden konnte, erlaubte man einigen seiner Elemente bestehen zu bleiben- aber nicht dem Christentum in seiner Substanz, das Resultat war ein Christentum, das aufhörte Kriterium der Realität zu sein und die vorher erwähnten subjektivistischen Positionen wurden ermutigt,
Die haben ihren Ursprung in einer neuen nichtchristlichen und relativistischen Anthropologie, die vom Prinzip der Wahrheit dispensiert: der gegenwärtige Mensch sieht sich gezwungen in permanenten Zweifel zu leben. Mehr noch: die Bestätigung, daß die Kirche persönliche Situationen nicht beurteilen kann, beruht auf einer falschen Heilslehre, nach der nun der Mensch sein eigener Retter und Erlöser ist.
Indem man die christliche  Anthropologie diesem brutalen Reduktionismus unterwirft,  der Hermeneutik der Realität die nur die Elemente annimmt, die für das Individuum interessant oder
passend sind, einige Elemente der Gleichnisse, einige wohlwollende Handlungen Christi oder die Passagen, die ihn als einfachen Propheten der sozialen Wohlfahrt oder Meister der Menschlichkeit zeigen,
Was im Gegenteil zensiert wird, ist der Herr der Geschichte, der Sohn Gottes, der zur Umkehr einlädt oder der Sohn Gottes, der kommen wird, um die Lebenden und die Toten zu richten. In Wirklichkeit ist dieses kaum tolerierte Christentum  seiner Botschaft entleert und vergißt, daß die Beziehung zu Christus ohne persönliche Umkehr  unmöglich ist.

Fortsetzung folgt.....

Quelle: Sandro Magister, www.chiesa

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