Sonntag, 8. Mai 2016

Roberto De Mattei über die aktuelle Krise der Kirche, Teil 2

Fortsetzung:
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"Beim II. Vaticanum, das von Johannes XXIII eröffnet und von Paul VI beendet wurde, schlug die Stunde der Inauguration einer neuen Ära von Frieden und Fortschritt für die Kirche, aber das Postkonzil stellte sich als eine der dramatischsten Perioden im Leben der Kirche heraus, Benedikt XVI benutzte ein Gleichnis des Hl. Basils und verglich die Postkonzilsperiode mit eine Seeschlacht bei Nacht und im Sturm .
Das ist das Zeitalter, in dem wir leben.

Der Blitz, der Sankt Peter am 11. Februar 2013, dem Tag als Benedikt XVI seine Abdankung ankündigte, traf, ist wie ein Symbol für diesen Sturm, der jetzt die Barke Petri durchrüttelt und das Leben jedes Sohnes und jeder Tochter der Kirche überflutet.

Die Geschichte der Stürme in der Kirche ist die Geschichte der Verfolgung. Sie hat gelitten aber es ist auch die Geschichte von Schismen und Häresien, die von ihren Anfängen an ihre innere Einheit unterminiert haben.

Die inneren Attacken waren immer gefährlicher und schwerwiegender als die äußeren Angriffe. Der schlimmsten Angriff bisher, die beiden furchtbarsten Stürme, waren die Arianische Häresie des 4. Jahrhunderts und das Große Schisma des Westens im 14. Jahrhunderts.

Im ersten Fall wußte das Katholische Volk nicht, wo der wahre Glaube war, weil sich die Bischöfe zwischen Arianern, Halb-Arianer, Anti-Arianer plus den Papst, die sich selbst alle nicht klar äußerten, wieder fanden.
Es war damals, als der Hl. Hieronymus den Ausdruck prägte, nach der; "die ganze Welt erwachte und erstaunt stöhnte, weil sie sich selbst arianisch wiederfand."

Im zweiten Fall wußte das Katholische Volk nicht, wer der wahre Papst war, weil die Kardinäle, Bischöfe, Theologen, Herrscher, und sogar Heilige verschiedenen Päpsten folgten. Keiner leugnete den pontifikalen Primat und so ging es nicht um Häresie, aber jeder folgte zwei oder sogar drei Päpsten, und befand sich in dieser Situation kirchlicher Teilung, die die Theologie als Schima definiert,

Der Modernismus war eine potentiell größere Krise als die vorhergehenden zwei, aber sie ist in ganzer Virulenz nicht explodiert, weil sie teilweise von Pius X vernichtet wurde Sie verschwand für einige Jahrzehnte, tauchte aber mit Kraft während des II. Vaticanischen Konzils wieder auf,

Dieses Konzil, das letzte der Kirche, fand zwischen 1962 und 1965 statt, und wollte ein pastorales Konzil sein, aber wegen der zweideutigen und Natur seiner Texte brachte es katastrophale pastorale Resultate hervor.

Die aktuelle Krise kommt direkt aus dem II Vaticanischen Konzil und hat ihren Ursprung im Primat der Praxis über das vom Konzil bestätigte Dogma.

Johannes XXIII präsentierte in seiner Eröffnungsansprache am 11. Oktober 1962 die pastorale Natur den Konzils, indem er zwischen dem Erbe oder der Wahrheit des Glaubens und dem Weg unterschied, auf dem sie in ihrer intakten Bedeutung fortgesetzt werden.

Alle vorhergegangenen 20 Konzile waren pastoral gewesen, weil sie dogmatische und normative Form hatten.

Beim II. Vaticanum war die Pastoral nicht nur die einzige natürliche Erklärung des dogmatischen Inhalts des Konzils -im Gegenteil, die Pastoral wurde zu einem alternativen Prinzip zum Dogma erhoben, Das Ergebnis war eine Revolution in Sprache und Mentalität und eine Verwandlung der Pastoral in eine neue Doktrin.

Der Kompass des Pontifkates von Papst Franziskus und der Schlüssel zur Lektüre der jüngsten postsynodalen Apostolischen Exhortation beruht im Prinzip auf einer notwendigen Veränderung- nicht der Doktrin- sondern des Lebens der Kirche. Dennoch-um die Irrelevanz der Doktrin zu stützen-, produzierte der Papst ein 250 -Seiten-starkes Dokument, in dem er eine Theorie des Primats der Pastoral präsentiert.

Am 16. April, während seiner Rückkehr von Lesbos, empfahl der Papst den Journalisten Kardinal Schönborns Präsentation von Amoris Laetitia zu lesen, und sprach ihm die authentische Interpretation der Exhortation zu. Bei der Pressekonferenz am 18. April, bei der er das Dokument präsentierte, definierte Kardinal Schönborn die päpstliche Exhortation vor allem als "ein "linguistisches Ereignis".

Diese Formel ist nicht neu, sie wurde bereits von einem von Papst Franziskus´ Mitbrüdern, dem Jesuiten John O´Malley von der Georgetown-Universität benutzt, In seiner Geschichte des II. Vaticanums definierte O´Malley das Konzil als ein "linguistisches Ereignis", einen neuen Weg Dinge auszudrücken und der- nach dem jesuitischen Historiker "einen definitiven Bruch mit den früheren Konzilen markierte." Zu sagen, es sei ein linguistisches Ereignis -erklärt O´Malley-bedeutet nicht die revolutionäre Größe von Vatican II herabzusetzen, weil die Sprache selbst eine Lehre ist.

Die Leiter des Konzils haben sehr gut verstanden, daß das II.Vaticanum sich selbst als pastorales Konzil erklärte und genau deswegen war es auch ein Lehrkonzil.

Die Wahl eines Sprachstiles, um mit der zeitgenössischen Welt zu kommunizieren, enthüllt einen Weg von Sein und Denken und in diesem Sinn muß zugegeben werden, daß der Literatur-Genre und der pastorale Stil des II. Vaticanischen Konzils nicht nur die organische Einheit des Ereignisses sind sondern das ausdrückliche Vehikel einer kohärenten Doktrin: "Der Stil"erinnert O´Malley, ist der ultimative Ausdruck der Bedeutung. er ist die reine Bedeutung, nicht ornamental. sondern er ist auch das hermeneutische Instrument par exellence."

Diese Revolution in der Sprache besteht nicht nur in einer Änderung der Bedeutung der Worte, sondern auch die Auslassung mancher Termini und Konzepte. Dafür gibt es viele Beispiele: zu bestätigen, daß die Hölle leer ist, und sicher sehr kühne Vorschläge, die nicht häretisch sind. Die Hölle auszulassen oder ihre Erwähnung auf ein Minimun zu reduzieren, formuliert keine falschen Ideen, macht aber den Weg frei für den sogar größeren Irrtum einer leeren Hölle: die Idee, daß die Hölle nicht existiert, weil niemand über sie spricht. Und so- wenn etwas ignoriert wir, ist es als ob es nicht existiere,

Papst Franziskus hat die Existenz der Hölle nie geleugnet, aber in 3 Jahren hat er sie nur einige Male erwähnt, auf sehr ungeeignete Weise und indem er in Amoris Laetitia feststellt, daß "die Kirche niemanden für immer verdammt" (Nr. 296), scheint er die ewige Verdammnis von Sündern zu leugnen, Hat diese Zweideutigkeit nicht den gleichen praktischen Wert wie eine theoretische Leugnung?

Nichts ändert sich in der Lehre, aber alles ändert sich in der Praxis. Aber wenn man das Prinzip der Kausalität nicht leugnen will , auf dem das gesamte Gebäude des Westlichen Wissens gegründet ist, ist es nötig zuzugeben, daß jeder Wirkung eine Ursache hat und daß jede Ursache Konsequenzen hat,
Die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung ist die zwischen Theorie und Aktion

Unter denen, die das sehr gut verstanden haben, ist der Dominikanische Bischof von Oran, Msgr, Jean-Paul Veso. In einem Interview mit "La Vie" sagte er, daß mit Amoris Laetitia "sich an der Lehre der Kirche nichts ändert, aber alles in der Beziehung der Kirche zur Welt.

Heute-betont der Bischof- kann kein Beichtvater jenen die Absolution verweigern, die in ihrem Gewissen überzeugt sind, daß die irreguläre Situation, in der sie leben, die einzige oder zumindest die bestmögliche ist. Die Umstände und die Situation lösen -nach der neuen Moralität- das Konzept eines intrinsischen Übels und öffentlicher und andauernder Sünde- auf.

Wenn Priester aufhören, die öffentliche Sünde zu erwähnen und Ehebrecher und in Kohabitaition Lebende sich in die christliche Gemeinde integrieren, ohne ihren Zugang zu den Sakramenten auszuschließen, dann ändert sich zusammen mit der Praxis auch notwendigerweise die Doktrin,

Die Regel der Kirche war: daß wiederverheiratete Geschiedene, die zusammen leben, die Kommunion nicht empfangen können, "Amoris Laetitia"stellt im Gegensatz dazu fest "die wiederverheirateten Geschiedenen können in manchen Fällen die Hl.Kommunion erhalten."

Das ist nicht nur eine de-facto-Änderung, sondern eine prinzipielle. Eine einzige Ausnahme genügt, um ein Prinzip zu ändern. Wie kann man leugnen, daß das eine Revolution der Praxis ist und nicht auch eine Revolution in der Lehre? Aber selbst wenn sich nichts in der Lehre verändert hätte, wissen wir, was sich in der Praxis ändern wird, die Zahl der sakrilegischen Kommunion wird anwachsen, die Zahl der ungültigen Beichten wird anwachsen, die Zahl schwerer Sünden gegen das 6. und 9.Gebot wird zunehmen, die Zahl der Seelen. die in die Hölle gehen werden, wird zunehmen und das alles wird nicht gegen sondern wegen Amoris Laetitia passieren,

In Fatima hat Unsere Liebe Frau den drei kleinen Hirten eine erschreckende Vision der Hölle gezeigt, wohin die Seelen der armen Sünder gehen und Jacinda wurde offenbart, daß die Sünde, die die meisten Seelen in die Hölle führt, diejenige gegen die Reinheit ist.Wer hätte sich vorstellen können, daß zu den bereits großen Zahl der unreinen Sünden die Verbreitung -von de-facto-Ehen, oft zivil bestätigt-kommen würde? Und wer hätte gedacht, daß die durch eine päpstliche Exhortation gestützt werden würde ? Dennoch ist es das, was passiert ist. Man kann nicht so tun, als sähe man das nicht,

Die Kirche hat eine praktische Mission: die Rettung der Seelen. Wie werden die Seelen gerettet? Indem sie sie überzeugt, in Übereinstimmung mit dem Gesetz des Evangeliums zu leben."


Fortsetzung folgt
Quelle: rorate caeli, Roberto De Mattei00

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