Dienstag, 13. Dezember 2016

Der Papst, die Globalisierung und Pinocchio

Sandro Magister berichtet bei Settimo Cielo über eine Sendung der RAI, in der die Globalisierungstheorie des Papstes -von Zahlen untermauert-widerlegt wurde und ihm zudem das Prädikat "Durchschnittlicher Pinocchio" verliehen wurde. Abgesehen von allem anderen ein schlagender Beweis für die schnell fortschreitende und hoffentlich umkehrbare Desakralisierung des Amtes.
Hier geht´s zum Original:  klicken 

"PAPST FRANZISKUS IN DER SCHULE DER GLOBALISIERUNG: ALS PINOCCHIO ABGELEHNT"
In den Reden von Papst Franziskus kehren besonders immer wieder Theorien vager Gültigkeit und unklaren Ursprungs wieder, die sich bei ihm aber zu einer unerschütterlichen Gewissheit verfestigt haben und die alles erklären.

Zum Beispiel die, die er zuletzt vor wenigen Tagen in einem Interview mit der katholischen belgischen Wochenzeitung "Tertio" wieder erwähnt hat.

"Es gibt eine Wirtschaftstheorie, die ich nicht beweisen kann, aber die ich in verschiedenen Büchern gelesen habe, daß in der Geschichte der Menschheit Staaten, wenn ihre Bilanzen nicht stimmte, einen Krieg anzettelten, um die eigenen Bilanz wieder ins Gleichgewicht zu bringen- Soll heißen eine der einfachsten Arten um Reichtum zu produzieren."

Oder die andere Theorie, nach der in der Meinung des Papstes die Zunahme der Armut und der Ungleichheit -im Gleichschritt mit dem Vorrücken des Fortschritts erklärt- die er noch einmal in seiner Predigt bei der Jubiläumsmesse vom 13. November für sozial ausgeschlossene Menschen wiederholte.
 "So entstand der tragische Widerspruch unserer Zeit: je mehr Fortschritt und Möglichkeiten zunehmen- was etwas Gutes ist.- desto mehr sind die, die keinen Zugang zu ihnen haben,"

Kurioserweise aber ist vor einigen Tagen-am 8. Dezember in einem ersten Teil einer neuen Sendung auf Rai 2- dieses Mantra von Papst Franziskus sanft aber dauerhaft demoliert worden.

Die Sendung heißt "Nigth Tabloid" , ein Magazin, das am zweiten Abend von Annalisa Bruchi geleitet wurde, die sehr mutig die ökonomischen Fragen- auch die kompliziertesten- einfach  und präzise erklärte.

An einem bestimmten Punkt gab die Moderatorin das Wort an den jungen Davide de Luca weiter, der aus dem Blickwinkel des Forschers, in einem Teil der in der Sendung, der als "Politisches Zeugnis" geführt wird, die gegebenen Fakten verifiziert "fact checking" und untersucht, was in der ein oder anderen Theorie, die gerade en vogue ist, richtig und was falsch ist.

Also gut, der erste in der Serie, der da untersucht wurde, war der Papst Franziskus und sein Satz an den erinnert wurde und der - von ihm selbst gesprochen - noch einmal zu Gehör gebracht wurde.

Die Schlußabstimmung ergab: "durchschnittlicher Pinocchio"- oder : Lüge.
Im Video dieser Folge beginnt "Politisches Zeugnis"bei Minute 42´50´´.

Night Tabloid, 8 dicembre 2016





Die zu Beginn von der Moderatorin gestellte Frage ist: "Hat diese Globalisierung uns ärmer oder reicher gemacht?"

Antwort:
"Das ist eine Frage, auf die man schwer antworten kann, aber wir können es probieren. Sicher gibt es einen Teil der Bevölkerung der entwickelten Länder, die wir als Opfer der Globalisierung beschreiben können, das sind die, die verloren haben."
Z.B. sind in Europa 9,5% der Bevölkerung von Armut bedroht, obwohl sie Arbeit haben. Und diese Kategorie wächst an: denken Sie daran, daß es 2006 8,1% waren. Und in Italien ist die Situation noch schlechter, weil 11,5 % der Bevölkerung trotz eines Arbeitsplatzes von Armut bedroht sind, 2006 waren es 9%.

Nach der Meinung einiger ist das ein Problem der Globalisierung. Das heißt, daß die Globalisierung uns für Konkurrenz aus Entwicklungsländern geöffnet hat und deshalb könnten die wenig Qualifizierten zu Opfern von Konkurrenz aus Entwicklungsländern werden.

Aber auch der Papst, Papst Franziskus, hat sich zu diesem Thema geäußert und sagt uns, daß es nicht nur unser Problem ist, sondern ein globales Problem: der Fortschritt, die Globalisierung sind ein Problem für alle. Er sagte: "Je mehr Fortschritt und Möglichkeiten wir haben, was etwas Gutes ist, desto mehr können an ihm nicht teilhaben."
Der Papst stellt eine Gleichung auf. Er sagt: je mehr der Fortschritt voran schreitet, desto mehr Personen sind von ihm ausgeschlossen.

Und wie wir vor kurzem gesehen haben, ist das jedenfalls für unsere Länder, teilweise wahr. Aber wenn wir unser Blickfeld auf den Rest der Welt erweitern,  und schauen, was auf dem ganzen Planeten passiert ist, erscheint dieser Satz nicht mehr so richtig.

Nehmen wir z.B. die Zahl der unterernährten Personen, jene die nicht genug zu essen haben. Wir sehen, daß es 1990-92 18,6% der Weltpopulation waren, 2014-16, 25 Jahre später, hat sich die Zahl auf 10,9 % vermindert.

Betrachten wir auch die extreme Armut, das sind die, die von weniger als 2 $ pro Tag leben müssen.
1990 waren das 35% der Weltbevölkerung, einer von drei.
25 Jahre später sind es noch 10,7%, einer von 10.
Weil sie alle tot sind?
Nein, weil in dieser Periode die Weltbevölkerung um 1,9 Milliarden angewachsen ist, und jetzt sind wir 7 Milliarden Menschen, viel weniger Arme, viel weniger Hungernde.

Also, wenn wir diese Kritik der Globalisierung - ein bißchen so, wie es der Papst tut, - in eine absolute Kritik transformieren und sagen, daß uns alles vergeben wird, sehen wir uns, - auch auf die Gefahr hin, ein bißchen blasphemisch zu sein -, gezwungen, dem Papst ein "durchschnittlicher Pinocchio" zu geben.

Quelle: Settimo Cielo, Sandro Magister


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