Donnerstag, 14. September 2017

Sandro Magister noch einmal zur causa Seifert

Sandro Magister beschäftigt sich bei Settimo Cielo noch einmal mit dem Fall Professor Seiferts, der -wie er sagt- wegen zu großer Treue zur Kirche und ihrer immerwährenden Lehre exemplarisch für alle AL-Kritiker abgestraft wurde.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"ALLE ARGUMENTE VON PROFESSOR SEIFERT, GEFEUERT WEGEN ZU GROSSER TREUE ZUR KIRCHE

"Die kürzliche Entlassung des hervorragenden 72 jährigen österreichischen katholischen Philosophen, Professor Josef Seiferts aus der spanischen Sektion der von Seifert selber in Liechtenstein gegründeten Internationalen Akademie für Philosophie ist das vielleicht dramatischste Erbe von "Amoris Laetitia".

Seifert wurde genau deshalb "gebannt", weil er es gewagt hatte, eine Passage aus diesem Dokument des Papstes im Licht der "reinen Logik" zu kritisieren.

Es handelt sich um diesen § 303 der postsynodalen Exhortation entnommenen Abschnitt:

 "Das Gewissen kann mehr tun als erkennen, daß eine gegebene Situation objektiv nicht zu den allgemeinen Forderungen des Evangeliums paßt. Es kann auch mit Sicherheit und ehrlich erkennen, was jetzt die großzügigste Antwort ist, die Gott geben kann und dazu kommen mit einer gewissen moralischen Sicherheit zu sehen, daß was Gott in der konkreten Komplexität der eigenen Grenzen verlangt auch wenn es noch nicht das volle ideale Ziel ist,"

Seiferts These ist, daß nach strenger Logik "Amoris Laetitia" hier dazu kommt, zu behaupten, daß Gott unter bestimmten Umständen -entgegen seinen eigenen Geboten- jede Art schlechter Handlung fordern kann, wie z.B. Ehebruch. 

Mit dem Ergebnis, daß eine solche "theologische Atombombe" droht, das gesamte Gebäude der Katholischen Morallehre zum Einsturz zu bringen.

Seifert hat seine Kritik im deutschen Magazin für Philsophie und Theologie "Aemae" veröffentlicht.

" Droht pure Logik die gesamte Moraldoktrin der katholischen Kirche zu zerstören?"  

Ebenfalls in diesem Magazin hat Professor Claudio Pierantoni, Professor für Philosophie an der Universität von Santiago de Chile, vor kurzem einen bissigen Kommentar zum Rausschmiss Seiferts veröffentlicht, der seiner Meinung nach "der Anfang der offiziellen Verfolgung der Rechtgläubigkeit in der Kirche ist."

Pierantoni ist einer der 6 Laien-Gelehrten aus allen Kontinenten, die sich am vergangenen 22. April zu einem Seminar zu "Amoris Laetitia" mit dem Titel "Klarheit bringen"  versammelt haben, woran Kardinal Caffarra in seinem letzten, unbeantworteten Brief an Papst Franziskus erinnert hat.

Der Gesamttext dieses Essays ist bei "Aemaet" verfügbar:

"Josef Seifert, Pure Logic, and the Beginning of the Official Persecution of Orthodoxy within the Church"

Hier folgen der Hauptteil und das Ende des Textes:

"OFFIZIELLE VERFOLGUNG UND PRAKTISCHES SCHISMA IN DER KATHOLISCHEN KIRCHE"

von Claudio Pierantoni

[....]  ungeachtet der Kraft und der Überzeugungskraft seiner Argumente zieht Josef Seifert selber nicht apodiktisch die Konsequenzen (was die Aufdeckung einer Häresie bedeuten würde) sondern überläßt es eher dem Papst, über eine so schwerwiegende Sache nachzudenken. Was könnte man sich Demütigeres und Respektvolleres vorstellen?


Jetzt hat aber genau dieser Artikel Erzbischof Martinez von Granada dazu gebracht, zu behaupten, daß "der kürzlich von Professor Josef Seifert veröffentlichte Artikel [...] die Kommunion mit der Kirche beschädigt, den Glauben der Gläubigen verwirrt und Mißtrauen gegenüber dem Nachfolger Petri sät, was -am Ende- nicht der Wahrheit des Glaubens dient, sondern eher den Interessen der Welt."


Mit allem gebotenen Respekt, denke ich, daß Erzbischof Martinez, indem er das behauptet, in seinen Überlegungen zur aktuellen Situation der Kirche eine wirklich überraschende Naivität an den Tag legt.

Wirklich überraschend, weil er nicht nur ein hochrangiger Prälat ist sondern auch ein sehr gebildeter Mensch.




Zunächst- um zu behaupten, daß jemand in irgendeiner Sache "die Kommunion der Kirche" beschädigt, muß man zuerst voraussetzen, daß bei dem Thema, das man diskutiert, irgendeine Art von Kommunion in der Kirche besteht. 

Nun, welcher Bischof, welcher Priester, welche gebildete und informierte Person in der Katholischen Kirche ist sich heute nicht dessen bewußt, daß es kein mehr diskutiertes Thema, das so sehr in schreckliche Verwirrung eingetaucht ist, gibt als dieses? Bei welchem Thema-frage ich.- ist der "Glaube der Gläubigen"  durch sich widersprechende Stimmen verwirrter als in der Folge der Publikation von Amoris Laetitia? 

Jemand könnte widersprechen, daß es diese Verwirrung schon vor Amoris Laetitia gab: ja, aber das riesige Problem mit Al ist, daß relativistische Gedankenströmungen und "Situationsethik", die zu stoppen, die vorangegangenen drei Päpste sich große Mühe gegeben haben, jetzt wiederholt in die Seiten päpstlicher Dokumente zurückgekehrt sind.

Die Dinge sind so bis zu dem Punkt gelangt, daß einer der hervorragendsten und klugen Verteidiger des Lehramtes  seit mehr als 3 Jahrzehnten, in seinem philosophischen Unternehmen persönlich vom Hl. Johannes Paul II unterstützt und ermutigt- als einer seiner kostbarsten Verbündeten bei der Verteidigung der unfehlbaren Morallehre der Kirche, Josef Seifert, entlassen und als Feind der Kommunion eben dieser Kirche behandelt wird.

Sowohl ungerechtfertigt als auch naiv- denke ich- ist diese Behauptung, daß Seifert "Mißtrauen gegenüber dem Nachfolger Petri sät." 

Erzbischof Martinez scheint sich nicht bewußt zu sein. was so klar ist wie nur irgendwas, -wie wir schon sagten- dass er  zugibt, daß in einem offiziellen Dokument Behauptungen sind, die in essentiellen Punkten dem vorangegangenen Lehramt und der jahrtausendealten Lehre der Kirche widersprechen, und Papst Franziskus so direkt das entschiedene Mißtrauen einer sehr großen Anzahl gläubiger Katholiken auf sich gezogen hat. Die katastrophalen Konsequenzen sind, daß dieses Mißtrauen dadurch für viele dem Papsttum selbst entgegengebracht wird.

Was ist also der wahre Grunde für dieses Mißtrauen? Kann es wirklich Josef Seiferts solide und folgerichtige Opposition gegen den Irrtum der Situationsethik sein, ein Engagement, dem er fast sein gesamtes Leben und die von ihm gegründete Institution gewidmet hat-in treuem Dienst an der Kirche und dem Wort Gottes?

Oder muß es nicht der Tatsache zugeschrieben werden, daß genau diesem Irrtum- entgegen der gesamten Kirchentradition (eine Tradition, die noch vor kurzem noch von einer so feierlichen wie wichtigen Enzyklika wie "Veritatis Splendor" bestätigt wurde) jetzt erlaubt wurde, sich in ein päpstliches Dokument einzuschleichen?

Dann müssen wir klar machen, daß der Vorschlag von Amoris Laetitia zu diesem Thema (namentlich, daß objektive Ehebrecher jetzt in manchen Fällen nicht als Ehebrecher angesehen werden) auf keine Weise als wahres Lehramt angesehen werden kann, obwohl es auf den Seiten eines lehramtlichen Dokuments erscheint. Anzunehmen, daß es so sein könnte, scheint mir ein eher mechanisches und vereinfachtes Konzept des Lehramtes zu sein: besonders daß etwas von einem Papst gelehrt wird, nur weil es auf die ein oder andere Weise in einer Apostolischen Exhortation erscheint.


Tatsächlich gibt es klare Beweise in der Exhortation selbst und bei den nachfolgenden Aktionen von Papst Franziskus, daß das nicht der Fall ist. Ganz am Anfang stellt AL fest, daß "nicht alle Diskussionen doktrinaler, moralischer oder pastoraler Themen durch das Eingreifen des Lehramtes entschieden werden müssen. Einheit von Lehre und Praxis ist sicher nötig in der Kirche, aber das schließt nicht aus, verschiedene Wege zur Interpretation einiger Aspekte dieser Lehre zu akzeptieren, oder bestimmte Konsequenzen daraus zu ziehen. [...]

Jedes Land oder darüber hinaus jede Region kann Lösungen suchen, die besser zur Kultur passen und sensibler für Traditionen und örtliche Notwendigfkeiten sind. Weil Kulturen de facto ziemlich unterschiedlich sind und jedes allgemeine Prinzip ....inkulturiert werden muß, muß es  (AL3) respektiert und angewandt werden.

Und jetzt- genau weil unser Thema die entscheidenden Frage ist, die der Papst zur Diskussion gestellt sieht, ist es klar daß er sie, um Diskussionen über die Orthodoxie seiner Vorschläge zu vermeiden, auf indirekte und "diskrete" Weise präsentiert. 
Das ist so wahr, daß er ausdrücklich anerkennt, daß das, was hier vorgeschlagen wird, legitim "durch eine andere Art der Interpretation mancher Aspekte dieser Lehre oder bestimmte Konsequenzen ersetzt werden kann." 
Das ist nun natürlich etwas anderes als das, was als Lehramt angesehen werden kann: nicht nur schließt so ein Statement jeden Versuch aus, die AL-Doktrin als unfehlbare Lehre zu betrachten sondern sogar auch als authentisches Lehramt, zumindest in den Teilen, die Neutheiten oder sogar Widerprüche zum vorhergehenden Lehramt enthalten.

In Übereinstimmung mit diesem Statemment zu AL hat der Papst keinerlei Einspruch gegen die Erklärungen jener Bischöfe erhoben, die ihre Treue zu "Veritatis Splendor"  und "Familiaris Consortio" beteuert haben, wie in Polen, den USA, Kanada und Argentinien.
Erzbischof Martinez sagt, daß: "Die Diözese von Granada von Anfang an, die Anwendung des von den Bischöfen der Region Buenos Aires vorbereiteten Textes , der auch vom Hl. Vater akzeptiert wurde, anerkannt hat."
Sehr gut: aber das ist seine Entscheidung gewesen: andere Bischöfe haben gegenteilige Entscheidungen getroffen und sind vom Papst nicht zensuriert worden. 
Es ist wahr, daß er in seinem Brief an die Bischöfe von  Buenos Aires  feststellt, daß "es keine andere Interpretation gibt", aber de facto hat er die Existenz anderer Interpretationen anerkannt und sie nicht der Zensur unterworfen, konsistent mit dem was er in AL 3 behauptet.

Fortsetzung folgt.....

Quelle: Settimo Cielo, Sandro Magister

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