Sonntag, 11. Februar 2018

Sandro Magister ist noch nicht fertig mit dem China-Enthusiasten Sorondo.

In seinem heutigen Kommentar vergleicht er die Äußerungen des argentinischen Papst-Intimus Sorondo mit dem Reisebericht zweier hochrangiger Katholiken aus den 70-er Jahren, der quasi mit seinen Eindrücken und seinem Wunschtraumdenken deckungsgleich ist.
Hier geht´s zum Original: klicken

"CHINA - ERFUNDEN VON BISCHOF SÁNCHEZ SORONDO. JETZT IST SEIN TAGEBUCH VON VOR EINEM HALBEN JAHRHUNDERT ENTDECKT WORDEN."

"Wir können verstehen, daß in der Begeisterung eine Übereinkunft zwischen China und dem Vatican erreichen zu wollen, die chinesische Kultur, das chinesische Volk und die chinesische Mentalität übertrieben und hochgelobt werden, wie es Papst Franziskus tut.
Aber China als Modell zu präsentieren.....?"

Es ist der entgeisterte Pater Bernardo Cervellera, Direktor von Asia News des Päpstlichen Instituts für auswärtige Missionen, der die Einschätzungen des gerade aus China zurückgekehrten argentinischen Bischofs Marcelo Sánchez Sorondo kommentiert.

Sánchez Sorondo ist Kanzler der beiden Päpstlichen Akademien- der für Wissenschaften und der für soziale Wissenschaften, ebenso wie ein fleißiger Lakai am Hofe von Papst Franziskus. Und tatsächlich hat es Erstaunen über das extravagante Lobpreisen gegeben, das er in einem Interview für die spanische Ausgabe von "Vatican Insider" verschwenderisch über das Pekinger Regime ausgegossen hat.
    
       "Die Chinesen setzten die Soziallehre der Kirche am besteum" 

Hier eine kleine Auswahl daraus: 


"Die Wirtschaft dominiert nicht die Politik, wie es in den USA geschieht. Das Denken des Freien Marktes hat das Konzept des Allgemeinwohls verengt, es behauptet, daß das ein leerer Gedanke sei, aber die Chinesen streben das Allgemeinwohl an, sie ordnen die Dinge dem Allgemeinwohl unter. Das hat mir Stefano Zamagni versichert, ein seit Zeiten von allen Päpsten respektierter Wirtschaftsfachmann."

"Ich bin einem außerordentlichen China begegnet. Was die Leute nicht kennen, ist daß das chinesische Hauptprinzip "Arbeit Arbeit Arbeit" ist. Das ist im Grunde nichts anderes als was der Hl. Paulus gesagt hat: "Er, der nicht arbeitet, soll auch nicht essen."

"Es gibt keine Slums, keine Drogen, die jungen Leute nehmen keine Drogen. Es gibt ein positives nationales Bewußtsein. Die Chinesen haben eine moralische Qualität, die man nirgendwo anders finden kann.

"Der Papst liebt das chinesische Volk, er liebt seine Geschichte. Es gibt jetzt viele Berührungspunkte. Man darf nicht denken, daß das heutige China das aus der Zeit von Johannes Paul II oder Rußlands zu Zeiten des kalten Krieges war."



Es ist überflüssig zu sagen, daß seine Reise nach China Sánchez Sorondo zu einem Enthusiasten gemacht hat. Zu einem solchen Enthusiasten, daß er sein Gedächtnis ein halbes Jahrhundert zurück schickt, zu den Reisetagebüchern der vielen berühmten Intellektuellen, Schriftsteller, Kirchenmänner, die am Ende der Kulturrevolution, einer erschreckenden, fanatischen, blutigen Zeit, nach China fuhren, das sie nichtsdestoweniger bewunderten und als die Geburt einer neuen tugendhaften Menschheit priesen.

Wir geben dann einen repräsentative Ausschnitt aus den fatalen Tagebüchern der frühen 70-er wieder. Autoren waren zwei italienische Katholiken größten Kalibers
Raniero La Valle (Jahrgang 1931), früherer Direktor der katholischen Zeitung Bolognas "L´Avvenire d´Italia" und gefeierter Chronist des II.Vaticanischen Konzils  und Gianpaolo Meucci (1919-1986), Schüler von Pater Lorenzo Milani, dem Vorsitzenden des Jugengerichtshofes in Florenz.

Sie haben 1973 diese Reise, von der sie berichten, gemacht, zwischen der blutigsten Phase der Kulturrevolution (1966-1969) und dem Tod Mao Tsetungs (1976).

Liest man diese Lopreisungen der Chinesischen Gesellschaft, die sie präsentieren noch einmal., ist es verblüffend wie ähnlich sie dem sind, was Bischof Sánchez Sorondo heute sagt.

Auch im Hinblick auf die Chinesische Kirche von gestern und heute unterscheiden sich die Urteile der einen kaum von denen des anderen. Wovon sie träumen, ist eine Kirche, die nicht "fremd" ist sondern "chinesisch gemacht" - das ist genau das, was auf ihre eigene Weise auch die aktuell Regierenden in Peking wollen- eine Kirche, die sich in allem ihrer Macht unterwirft.

Aber bevor wir diesem Tagebuch von vor einem halben Jahrhundert Raum geben, ist es angemessen, etwas zu Professor Zamagni klarzustellen, den Sorondo zu seiner eigenen Verstärkung zitiert.

Nichts könnte falscher sein. Zamagni ist ein weltbekannter Wirtschaftsfachmann und früherer Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität von Bologna, der von der online-Zeitung seiner Stadt-Rimini- interviewt- die Worte des Bischofs nicht kommentieren wollte. Aber ein paar seiner Zitate genügen, um zu zeigen, wie weit entfernt- am entgegengesetzten Pol- er sich selbst positioniert.

2015 sagte er in einem Interview für "Famiglia Cristiana" , daß China glaube, es könne gegen die Natur handeln. Das ist das Chinesische Übel. das Peking von der kapitalistischen Marktwirtschaft innerhalb eines kommunistischen Systems mit einer einzigen marxistisch-maoistischen Partei übernommen hat.
Selbst der Naivste weiß, daß das eine Ehe ist, die nicht gelingen kann."

Vor einem Jahr verurteilte er in "Avvenire"  "die immer tiefere Spaltung zwischen kapitalistischer Marktwirtschaft und Demokratie".  Und im vergangenen November, bei einer Konferenz der Päptlichen Gregoriana-Universität rief er in Erinnerung: "Die kapitalistische Marktwirtschaft ist immer als zwischen Demokratie und Wohlfahrtsstaate stehend angesehen worden. " Aber das Neue unserer Zeit ist, daß diese Verbindung zerbrochen ist, man kann Kapitalist sein, ohne Demokrat zu sein."
Beide Male sagte er: "Das Lehrbuchbeispiel dafür ist China."

Es ist dringend nötig, zur Realität zurückzukehren.
(und die rosaroten Wunschbrillen abzunehmen)

REISENOTIZEN 
von  Gianpaolo Meucci and Raniero La Valle

"Die Chinesische Gesellschaft ist voller Lebhaftigkeit, Freude und Heiterkeit. Während eines einmonatigen Aufenthaltes in China hat es nie auch das geringste Anzeichen für eine überwältigende Polizeimacht gegeben. Selbst die Wachen vor dem Regierungsgebäude, die alles versuchen, sich ein martialisches Aussehen zu geben,  erscheinen fast lächerlich, wenn man sie mit ihren westlichen Gegenspielern vergleicht- so daß im Vergleich zu ihnen unsere Rekruten, die Kasernen oder Denkmäler bewachen, aussehen wie Nazis.

China ist ein Land, das nicht durch das Gesetz regiert wird, sondern durch das Festhalten an einem Glauben-unter der Leitung einer priesterlichen Struktur, die sich nie von den Massen entfernt hat, einen freudigen und befreienden Glauben-einschließlich Karneval -in den Tages des neuen Mondjahres, bei dem vor allem die  Bauern tief in die Tasche greifen - im Vergleich um Einkommen, das ihnen freundlicherweise von den Gemeinden selbst gewährt wird.

Deswegen macht die chinesische Erfahrung bei jedem Besucher einen unauslöschlichen Eindruck, der sich plötzlich in einer Welt wiederfindet, von der er geträumt hat, in der Gesellschaft von Menschen, die sich voller Freude engagieren, den Menschen zu befreien- geleitet vom Glauben an den Menschen.

Aber wir würden gern noch einige Bemerkungen hinzufügen, über eine Begegnung, die wir mit der Katholischen Kirche in Peking hatten, um einen Interpretationsschlüssel für die chinesische Realität zu finden.

Es war Sonntag und wir hatten gebeten, uns zu ermöglichen, an der Messe in der Katholischen Kirche von Nam-Dang teilzunehmen. die nach einer kurzen Zeit der Schließung während der Jahre der Kulturrevolution wieder geöffnet worden war.

Was ein Erlebnis voller Bedeutung und Hoffnung hätte werden können, war in der Realität ein äußerst schmerzliches und erschreckendes während unserer langen Reise.

Wir alle kamen zum selben Schlußurteil: es ist gut, daß eine Kirche dieser Art verschwindet, wenn man sich wünscht, daß die Verkündigung des Evangeliums eines Tages das Chinesische Volk erreichen und es für eine neue Dimension öffnen soll.

Die Kirche von Nam-Dang ist ein Denkmal für die Kononial-Mentalität, die jahrhundertelang die Missionstätigkeit der Kirche verunreinigt hat, von den meisten akzeptiert und nur von wenigen erleuchteten Geistern bekämpft wurde.

Denken Sie an eine Kirche der späten Barockperiode im alten Rom- nach Peking versetzt mit ihren Heiligen Herzen, der üblichen Statue Unserer Lieben Frau auf dem Hochaltar, einigen Heiligen- einschließlich der Hl. Rita der heutigen Verehrung in Italien.

Der Priester, der die Messe feiert, ist alt, genau wie die anwesenden 7 Chinesen alt sind. Er murmelt die Messe in Latein - auf den Altar ausgerichtet.
Nach der Messe haben wir mit einem jungen Priester gesprochen, während wir den Bischof, der innerhalb dieses kirchlichen Gebäudekomplexes lebt-wie man uns sagte- nicht interviewen durften.

Wir haben sorgfältig jede Frage mit politischen Nuancen vermieden, aber wir bestanden auf Fragen zur Religiosität des chinesischen Volkes.

Der Priester, der die "Pars aestiva" des Breviers -im Stil eines römischen Seminaristen der 20-Jahre in der Hand hält, antwortet nicht auf die Fragen. Er ist diesem Volk fremd und damit zufrieden, sich formell an den Schemata, die ihm in kolonialistischer Mentalizäz und Absicht beigebracht wurde, festhuhalten.

Wir haben wiederholt- auch bei anderen Gelegenheiten- versucht, das Gespräch auf die Religiosität des chinesischen Volkes und Religionsfreiheit zu bringen. Wir sind überzeugt, daß die Antworten dazu nicht vermieden wurden, um eine reale antireligiöse Haltung zu verbergen.
Das Christentum war die Religion der Herren und der Kolonialmächte und sie haben es in seinen Dienern und Bürgern der Kolonialmächte bekämpft, aber die chinesische Verfassung läßte Religionsfreiheit zu.

Welches die Haltung Roms gegenüber den Chinesischen Bischöfen in Zuukunft sein mag, scheint uns wenig interessant zu sein."

Quelle: Settimo Cielo, Sandro Magister 





 

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