Freitag, 16. September 2016

Sandro Magister und die einzigartige "Unterscheidung", made in Argentina

Es ist nicht verwunderlich, daß auch Sandro Magister- immer noch Doyen der Vaticanisti- zum kontroversen Brief des Pontifex Stellung nimmt. Das tut er bei Settimo Cielo.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"BERGOGLIO, DIE ARGENTINISCHEN BISCHÖFE UND DIE KOMMUNION FÜR DIE WIEDERVERHEIRATETEN. ETWAS STIMMT NICHT"

"Die Leitlinien, die die argentinischen Bischöfe der Region Buenos Aires ihren Priestern zur Anwendung des kritischen Punktes von "Amoris Laetitia" der Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen ausgehändigt haben, sind Dank des Briefes, mit dem Papst Franziskus sie kanonisiert hat, weltweit in die Nachrichten gelangt, 
 Er schreibt, daß sie den Sinn von Kapitel VIII von Amoris Laetitia erklären und daß "es keine gültige andere Erklärung geben kann."


In Argentinien gibt es Stimmen, daß beide Texte für die Bischöfe reserviert bleiben sollten, die noch auf eine definitive Fassung warten.
Allerdings sind sie veröffentlicht worden bevor noch die offiziöse website des Vaticans "Il Sismografo" und dann der offiziellere Osservatore Romano ihre Authentizität bestätigt haben.

Und bis jetzt weiß man ohne den Schatten eines Zweifels- sei es wegen dieses verwinkelten Weges, daß der Papst zustimmt, daß man den wiederverheirateten Geschiedenen die Kommunion spendet,zumindest in bestimmten Fällen, die erkannt werden müssen.

Aber wie kann man zu dieser Differenzierung gelangen?
In ihrem Dokument erklären es die argentinischen Bischöfe. Aber sie können sich der Richtigkeit ihrer Anweisungen nicht so sicher sein, wenn wahr ist, daß sie sie noch einmal diskutieren und neu schreiben wollen.





Sicher,Papst Franziskus hat den bisher bekannten Text bereits enthusiastisch approbiert. Aber wenn man ihn noch einmal neu prüfen und ausbessern will, folgt hier ein von einem Gelehrten, den die Leser von "Settimo Cielo" schon kennen, geschriebener Beitrag:

    "DIESE EINZIGARTIGE DIFFERENZIERUNG MADE IN BUENOS AIRES
von Guido Ferro Canale

"Am 5. September hat ein Brief von Papst Franziskus, der die von den Bischöfen der Kirchenprovinz Buenos Aires vorgeschlagenen Anwendungskriterien von Amoris Laetitia lobpreist und außerdem bekräftigt, daß es keine andere Interpretation für die Exhortation geben kann, an die Wichtigkeit der Unterscheidung (discernimeto) erinnert,  als die vernschlässigste der 4 Aktivitäten erinnert, durch die die Pastoral sich ausdrücken soll.

Der Punkt verdient Aufmerksamkeit, weil der Terminus "discernimento" auf zwei verschiedene Arten erklärt werden kann.

In der Sphäre der Moral wendet das Gewissen die Moralprinzipien an, um ein praktische Unterscheidung der Vernunft und der Güter in den verschiedenen Situationen zu bedenken (Katechismus des KK, Nr. 1780)

Im Leben in der Gnade, mit Hilfe des übernatürlichen Lichtes des Hl. Geistes- wird "die Differenzierung die Lüge der Versuchung demaskieren, deren Ziel bzgl. in unseren Augen gut und wünschenswert ist (Gen 3,6), während ihr Frucht in Wirklichkeit der Tod ist"  (KKK 2487)

Die von den argentinischen Bischöfen und vom Papst approbierte Unterscheidung wird als Beispiel für die erste Bedeutung dargestellt. Aber sie steht in scharfem Kontrast zu den Anforderungen der zweiten.

Die Spirituellen Exerzitien von San Ignatio erwähnen besonders die Unterscheidung der Geister, die nötig ist, um zu verstehen welche Gedanken und Inspirationen von Gott kommen und welche vom Teufel oder dem bösen Willen des Einzelnen.

Die praktischen Regeln werden in den  Nummer 314-336 angezeigt. Jede von ihnen verdient es, bedacht zu werden. Besonders aber die, zur Versuchung, die sich unter der Erscheinung des Guten präsentiert, mit Gedanken, die zuerst gut und heilig sind, aber nach und nach in ihrem Verlauf eine falsche Richtung einschlagen.

"Wenn Anfang, Mitte und Ende gut sind und zu allem Guten neigen, ist es ein Zeihen des guten Engels, aber wenn die eingesagten Gedanken im Verlauf bei etwas Schlechtem oder Ablenkenden und weniger Guten landen, als das was die Seele zunächst wollte, oder sie schwächt, beunruhigt oder stört, ihr den Frieden, die Ruhe und Ungestörtheit nimmt, die sie vorher hatte, ist das ein klares Zeichen, daß dies vom bösen Geist kommt, dem Feind unseres Fortschreitens und ewigen Heils." (Nr. 333)

Die von den argentinischen Bischöfen vorgeschlagene Unterscheidung fängt ausgezeichnet an.
Sie beginnen mit einem Gläubigen, der in reuiger Haltung bereit ist, im Licht des Evangeliums sein gesamtes Leben zu überprüfen und die Tugend der Nächstenliebe in die Praxis umzusetzen (Nr.3 des Textes)

Es geht dann weiter damit, daß- auch wenn es keine Bemühung der wiederverheirateten Geschiedenen gibt, abstinent zu leben-, in bestimmten Fällen der Erteilung der Sakramente zugestimmt werden und den Gläubigen helfen kann, geistig zu wachsen und "Kraft der Gnade im Glauben zu  reifen."(Nr.6)

Aber- und hier ist der Punkt- es wird eine Überprüfung dieses erhofften spirituellen Fortschritts ausgelassen. Die Umstände, die in Nr 7 erwähnt werden, beziehen sich alle auf die Vergangenheit, auf das Scheitern vorhergehender Beziehungen, ausgenommen den begrenzten Fall, den die neue Situation darstellt, als ob das Teil des idealen Christen sei, aber der ist-sicherlich- kein Büßer.

Der Hl. Ignatius sagt uns, daß es die konkrete Möglichkeit gibt, daß gute Gedanken und richtige Absichten in ihrer zunehmenden Entwicklung- eine ungute und nicht heilige Quelle enthüllen. Das kann auch für den Wunsch zutreffen, die Sakramente zu empfangen, vor allem, wenn er nicht von Zerknirschtheit begleitet wird, die immer von Gott kommt.

Ein wirkliche Unterscheidung sollte auch immer .und den Beichtvater oder den spirituellen Leiter einschließen und ....die Überprüfung der Wahl die wiederverheirateten Geschiedenen zur eucharistischen Kommunion zuzulassen, obwohl sie fortfahren, im Stand einer schweren Sünde (die nicht als Todsünde angesehen wird) zu leben, wenn man ex post eine geistige Trägheit, eine wachsende Bindung an die Sünde und daß er nicht zur vollständigen Erfüllung des Gebotes Gottes vorankommt, sondern sich eher davon entfernt.

Zu Recht stellen die argentinischen Bischöfe fest, daß man nicht von "Zulassung" zu den Sakramenten sprechen sollte. sondern von einem Prozess der Unterscheidung, (Nr.1)

Aber sie schlagen faktisch etwas vor, daß es kein Prozess und keine wirkliche Unterscheidung ist, daß man nur die Umstände die die irreguläre Situation hervorgerufen haben beurteilen muß: dann hat man keinen Prozess sondern eine sakramentale Absolution- einmal für alle ausgeteilt, de facto eine Zulassung.

Eine wirkliche Unterscheidung sollte auch eine Überprüfung des Entschlusses einschließen- und die Aufforderung an den Beichtvater oder spirituellen Leiter das zu tun, den geschiedenen Wiederverheirateten zur eucharistischen Kommunion zuzulassen  obwohl er fofährrt, in einer Situation der schweren Sünde (nicht Todsünde) weiter zu leben, wenn "ex post" zu sehen ist, daß er geistig träge ist, eine wachsende Bindung an die Sünde entwickelt, nicht zur vollen Befolgung der Göttlichen Gebote fortschreitet, sondern sich eher davon entfernt.

Oder sie verfolgen weiterhin das religiöse und spirituelle Leben des Betroffenen und versuchen, sein Wachstum zu fördern und es gibt in diesem Sinn einen Prozess- aber indem sie die wahre Natur des gefallenen Menschen ignorieren gibt e für die ignatianische Einsicht keinen Raum.
Daß das angenommen aber verschwiegen wird, erscheint mir nicht plausibel.

In einer Welt, auch einer katholischen, die immer überzeugter ist, daß die gute Absicht alles rechtfertigt und  immer zum Guten führt, kann man sich sicher über die Nortwendigkeit und Dringlichkeit zur Rückkehr der Kunst der Unterscheidung einigen, dieser Kunst die zu viele Hirten nicht kennen oder vernachlässigen.

Aber wenn das Ideal der Unterscheidung, wie Jorge Mario Bergoglio sie will, mit dem übereinstimmt, was aus den Kriterien der argentinischen Bischöfe hervorzugehen scheint, ist es legitim, sich mit einer gewissen Sorge zu fragen, bis zu welchem Punkt dieser Ex-Superior der Gesellschaft Jesu die Lehren dieses Meisters der Asketik, der der Heilige Ignatius von Loyola ist, gelernt hat."

Quelle: Settimo Cielo, Sandro Magister  

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